Mit der Eisenbahn von Kandy nach Ella: Top oder Flop?

Doch lohnt sich diese Art der Anreise wirklich? Und was macht diese Fahrt so besonders?

Auf Sri Lanka sind wir neben Taxis, Motorrädern, öffentlichen Bussen, Tuk Tuks eben auch mit der uralten Eisenbahn von A nach B gereist. Unter anderem auch von Kandy nach Ella. Bereits vorweg: Die knapp 6 stündige Fahrzeit war dabei ein unvergessliches Erlebnis.

Die Eisenbahn gibt es auf Sri Lanka bereits seit 1867. Sie wurde von der damaligen Kolonialmacht des Vereinigten Königreichs auf die Insel gebracht. An den Strecken, Gleisen und vermutlich auch den ein oder anderen Wagons und Zügen hat sich seitdem nichts geändert: Hier lebt Geschichte noch heute weiter.

Zu empfehlen ist die Abfahrt um 8:47 Uhr ab Kandy. Wir bekamen zwar den Tipp von Locals eine Haltestation vor Kandy abzufahren, um noch einen Sitzplatz in der zweiten Klasse zu bekommen. Da man aber bereits nach etwa einer halben Stunde Fahrt in Peradeniya in den Zug Richtung Haputale/Badulla  umsteigen muss, kann man auch getrost den Zug ab Kandy nutzen.

Die wirklich günstigen Tickets für die Zugfahrt (50 Rupie) könnt ihr unmittelbar vor der Fahrt am Schalter kaufen.  Es ist also nicht notwendig, sich bereits Tage vorher um die Tickets zu bemühen oder gar über das Internet vorzubuchen. Hebt die Tickets allerdings gut auf, ihr braucht sie beim verlassen des Bahnhofes wieder.

Um das authentische Sri Lanka zu erleben, solltet ihr aber in der zweiten Klasse reisen. Die dritte Klasse ist im wahrsten Sinne des Wortes die Holzklasse (mit sehr ungemütlichen Holzbänken und teilweise verbarrikadierten Fenstern), wohingegen in der ersten Klasse hauptsächlich Touristen reisen. Falls ihr doch in der ersten Klasse verreisen wollt, müsst ihr euch allerdings ein paar Tage im Voraus um Tickets bemühen, da diese am Tag der Abreise meistens nicht mehr verfügbar sind.

Habt ihr Euch eure Plätze bestenfalls auf der linken Seite in der zweiten Klasse gesichert, oder dürft – so wie es uns geschehen ist – von der ersten Minute an stehen, könnt ihr Euch auf ein tolles Erlebnis gefasst machen:

Die uralte Eisenbahn quält sich mit durchschnittlich 15-30 km/h die hügelige Strecke entlang. Da die Türen der Eisenbahn nicht geschlossen sind, könnt ihr euch während der Fahrt die frische Luft um die Nase wehen lassen und den herrlichen Ausblick genießen. Zwischen den kleinen Dörfchen, die passiert werden, zeigen sich immer wieder Reisplantagen inmitten einer immer bergiger werdenden Landschaft.

Für das Auge bietet also die traumhafte Landschaft außerhalb des Zuges jede Menge.

Und innerhalb des Zuges kommen weiteren Sinne voll auf ihre Kosten.

So sind da beispielsweise die fliegenden Händler und Händlerinnen. Diese stürmen bei jedem Halt den Zug, um ihn bei der nächsten Station wieder zu verlassen. Mit im Gepäck sind neben kleinen Süßspeisen auch meist Nüsse, Früchte (natürlich immer mit gaaaanz viel Chilipulver), herzhaft-scharfe Snacks, Getränke oder Malbücher für Kinder.

Etwas ganz besonderes sind die vielen Kinder im Zug. So ist es sehr auffällig, dass Frauen mit Kindern immer – wirklich immer – ein Platz frei gemacht wird. Und es gibt wirklich viele Frauen mit Kindern in so einem Zug! Vor allem in der Ferienzeit. Eine Selbstverständlichkeit, die es so bei uns leider nicht gibt.

Und wenn dann doch einmal alle Plätze bereits von Frauen oder Kindern oder Frauen mit Kindern belegt sind kann es durchaus vorkommen, dass die Eltern ihre (teilweise Klein-) Kinder wildfremden Personen in die Arme drücken. So konnten wir es immer wieder beobachten, dass die Kinder zufrieden und ohne zu murren in den Armen einer wildfremden Person geschlafen haben.

Als Touristen könnt ihr Euch darüber hinaus darauf einstellen, DIE Attraktion im ganzen Abteil zu sein. Von neugierigen Blicken, über löchernde Fragen (are you married?) bis hin zu angebotenen Snacks und Fotos fürs Familienalbum war wirklich alles mit dabei.

Insbesondere als Paar zieht man bei den familienbegeisterten Singhalesen die Aufmerksamkeit ganz unbewusst auf sich. Denn ob man verheiratet ist, man schon Kinder hat, man Kinder bekommen will, wie viele Kinder man haben möchte oder man einfach nur die kleinen Babys zum Grinsen bringen soll: Die Gesprächsthemen werden Euch während den sechs Stunden definitiv nicht ausgehen. Uns war es nie unangenehm oder es wurde uns zu aufdringlich. Schließlich wollen die Leute nichts verkaufen, sondern waren einfach nur an uns interessiert – und nicht an unserem Geld.

Schlussendlich vergeht die Fahrt wie im Flug. Und zwar dann wenn man sich auf die Einheimischen einlässt, sich mit ihnen unterhält und allen und allem offen entgegentritt.

Deswegen von uns ein ganz klares Fazit:

Mit der Eisenbahn von Kandy nach Ella ist absolut Top! Nicht nur die spektakuläre Landschaft, auch die uralte Eisenbahn selbst und vor allem der authentische Kontakt mit den Einheimischen machen diese Zugfahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis. Das müsst ihr unbedingt selbst erleben!